Lukas Hradecky: „Als Torwart bist du nie komplett“
15. April 2021
Lukas Hradecky hat in über 200 Bundesligaspielen und in über 60 Einsätzen bei der finnischen Nationalmannschaft gezeigt, was er kann. Wir haben uns mit dem in Tschechien geborenen Finnen, der aktuell für Bayer 04 Leverkusen im Tor steht, getroffen und mit ihm über die den Umgang mit Medien im Profifußball, über Vorbilder und eine positive Einstellung sowie die Faktoren zum Erreichen seiner Ziele geredet.
Medien spielen in der heutigen Zeit eine universelle Rolle, oft werden Entscheidungen und Personen beeinflusst. So ist es auch beim Tagesgeschäft Fußball. Wenn ein Spieler mal keinen guten Tag hat, bleibt es leider nicht nur bei Kritik, sondern oft werden Spieler durch die Medien dargestellt. Für Lukas ist es nicht Neues, dass Menschen, die ihn nicht kennen, versuchen, sich ein Bild von ihm zu machen. „Es ist Teil meines Berufs und mein Beruf ist ganz normal. Nur es schauen mir sehr viele Menschen zu. Oft ist es so: wenn mich fremde Menschen kennenlernen, verändert sich ihr Bild über mich.“
Dabei ist Lukas in den Medien sehr ehrlich und macht auch – trotz seines Status als Profisportler – kein Geheimnis daraus, dass er gerne mal das ein oder andere Bier trinkt. Er ist „Bierliebhaber“, das wissen mittlerweile die meisten und das ist okay für ihn. Auch beim eigenen Einsatz von Sozialen Medien hat der lockere Elfmeterkiller eine klare Meinung.
Im Video: Lukas über seinen entspannten Umgang mit Medien im Profifußball, effektive Trainingsübungen und seine tägliche Motivation.
„Wenn man Talent hat und hart genug arbeitet, dann wird man schon entdeckt. Dafür muss man sich keine Gedanken machen, ob man genug Follower auf Instagram hat.“
Nicht nur beim Thema Interviews ist Lukas setzt Lukas auf einen authentischen und ehrlichen Auftritt. Die Frage, ob man heute auch ein Medien- und Online-Profi sein muss, um erfolgreicher Torwart zu werden, antwortet er: „Nein, auf gar keinen Fall! Wenn man ein gewisses Talent hat und hart genug arbeitet, dann wird man schon entdeckt. Da muss man sich auch keine Gedanken machen, ob man genug Follower auf Instagram hat.“ Lukas Hradecky lässt sich ganz einfach nicht beeinflussen oder aus der Ruhe bringen, weder von Instagram noch von anderen Medien. Für ihn ist nur eins wichtig: er will seinen Kasten sauber halten.
Im Training bekommen Medien dann aber doch wieder eine wichtigere Rolle für die Nummer Eins von Bayer 04 Leverkusen. Vor allem in der Spielvorbereitung sind Videoanalysen ein Muss geworden. Im Profibereich ist es normal geworden, dass Zahlen und Daten gezählt und ausgewertet werden. „Ich weiß zum Beispiel, wohin ein Schütze in der letzten Zeit seine Elfmeter geschossen hat und im Nachgang wird ausgewertet, wie ich mich bei einem Elfmeter verhalten habe“, erklärt uns Lukas. „Auch Spielszenen und daraus resultierende Infos helfen dabei, einen Stürmer einzuschätzen und so einen Ball eventuell zu halten. Es ist ein großes und sehr wichtiges Thema in den letzten Jahren geworden.“
„Wenn du keinen Spaß mehr im Tor hast, kannst du sofort aufhören .“
Neben der Technologie haben sich auch die Trainingsmöglichkeiten eines Torhüters sich in den letzten Jahren sehr verändert. Überall wird versucht, das Maxiumum an Leistung herauszuholen. Für Lukas Hradecky „sind Abwechslung und die außergewöhnlichen Dinge“ die effektivsten Trainingsmethoden. „Wir sind zum Beispiel oft im Sandplatz, das hilft dabei, die Angst vor großen Sprüngen zu verlieren und macht mir persönlich auch noch viel Spaß.“
Spaß hat grundsätzlich immer höchste Priorität in Lukas‘ Leben. Er ist ein durch und durch lustiger und lebensfroher Mensch. Diese positive Einstellung ist auch das Geheimrezept für seinen Erfolg: „Ich hatte mal einen schlechten Tag und dann meinte mein früherer Torwarttrainer: Wenn du keinen Spaß mehr im Tor hast, kannst du sofort aufhören und was anderes machen. Nur wenn du Spaß im Tor hast, kannst du erfolgreich werden.“
Lukas legt großen Wert auf die Ratschläge seiner Torwarttrainer. Dazu schaut er auch viel auf andere Torhüter, analysiert ihre Stärken und versucht sie in sein eigenes Spiel zu integrieren. Seine persönlichen Vorbilder sind Iker Casillas und Jan Oblak: „Von den Beiden kann man sich immer was abschauen und auch mal auszuprobieren. Es ist schon unglaublich wie stark diese Jungs halten.“
„Ich möchte nie aufhören besser zu werden.“
An Inspiration und Motivation zur persönlichen Verbesserung mangelt es Lukas nie. „Als Torwart ist man nie komplett und täglich gibt es für mich und den Verein neue Ziele, die wir erreichen wollen.“ Ziele sind ein wichtiger Aspekt für effiziente Arbeit, sie liefern immer wieder neue Motivationen, entwickeln sich weiter und fordern kontinuierlich neue Bestleistungen. Lukas‘ Motto lautet deshalb: „Ich möchte nie aufhören, besser zu werden.“ Ein guter Plan – sowohl auf dem Platz in Bezug auf das Torwartspiel, als auch abseits des Feldes im Alltag.
Dass für den sportlichen Erfolg Kopf, Körper und Material wichtig sind, ist auch Lukas bewusst. Regelmäßig tauscht er sich mit anderen Torhütern über seine Torwarthandschuhe aus, vergleicht und informiert sich über neue Technologien, die ihn besser machen könnten. Denn die Torwarthandschuhe sind für ihn „das wichtigste Werkzeug. Und es gab noch nie einen Zeitpunkt, an dem ich meine Handschuhe wechseln wollte.“
Für die Zukunft denkt Lukas groß, eines seiner Ziele: „nochmal ein Finale erreichen.“ Den DFB-Pokal konnte er bereits gewinnen, „die Meisterschaft wäre natürlich auch ein Traum von mir“, schwärmt Lukas. Mal schauen, was die Nummer Eins der Finnen noch so erreichen kann. Am seinem Talent, seiner Motivation und seinem Potenzial soll es nicht scheitern.