Oli Baumann: „Grundsätzlich braucht man eine Explosivität im Tor“
28. November 2021
Seit über 10 Jahren steht Oliver Baumann nun zwischen den Pfosten in der Bundesliga. Welche Momente diese Zeit besonders gemacht haben und welche Ziele sich Oli für die laufende Saison gesetzt hat, erzählt er uns bei unserem Besuch in Sinsheim.
Hi Oli, schön dich mal wieder zu sehen!
Danke, freut mich sehr.
Ihr steht momentan im Mittelfeld der Tabelle. Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Saison?
Es könnte schlechter sein, könnte aber auch definitiv besser sein. Wir haben Phasen wo es eben mal gut geht. Wir haben Spiele, wie gegen Köln, die wir 5:0 gewinnen und dann aber auch wiederum schlecht Spiele, wie die Woche davor gegen Stuttgart als wir 3:1 verloren haben. Bisher ist es noch sehr durwachsen. Wir müssen konstanter spielen, um dann auch erfolgreicher zu sein, daran arbeiten wir jetzt.
„Es ist für mich immernoch ein Traum ein Spiel für die Nationalmannschaft zu absolvieren.“
Welche Ziele habt ihr euch da als Mannschaft für den Rest der Saison gesetzt?
Das war tatsächlich noch nicht Thema oder noch nie Thema. Ich bin kein Freund davon und ich brauche das auch nicht unbedingt, weil ich mir meine eigenen Ziele stecke. Ich glaube aber es sehnt sich grundsätzlich jeder nach internationalen Plätzen. Aber auch hier muss man jetzt ein bisschen aufpassen. Da wir einfach zu inkonstant spielen, brauchen wir davon überhaupt nicht reden. Ich glaube, wenn wir eine Saison spielen, die auf einem einstelligen Tabellenplatz endet, dann ist das ok aber nicht zufriedenstellend.
Du hast gerade schon von deinen eigenen Zielen gesprochen. Welche Ziele fokussierst du für dich persönlich?
Also erstens will ich wieder eine konstante Saison spielen, auf hohem bis sehr hohem Niveau. Es ist für mich immernoch ein Traum ein Spiel für die Nationalmannschaft zu absolvieren. Vielleicht ist es in irgendeiner Konstellation mal möglich ein bis zwei Minuten zu spielen. (lacht)
Seit dem Start der neuen Saison nach eineinhalb Jahren dürft ihr wieder vor Publikum spielen. Wie fühlt sich das an?
Das ist genau das, was den Sport ausmacht. Wir spielen Fußball natürlich um erfolgreich zu sein. Aber eben auch für die Leute und die bringen Stimmung ins Stadion, füllen das Stadion mit Leben und genau dafür spielen wir Fußball. Das macht es aus und wir sind sehr happy, dass die Zuschauer wieder ins Stadion können. (eventuell raus?)
„Wenn einen Stürmer beim Elfmeter den Torwart lange beobachtet, darfst du dich als Torwart lange nicht rühren und musst dann so schnell wie möglich in die jeweilige Ecke springen. Das ist entscheidend!.“
Inwiefern hat dich die Corona Zeit verändert? Hat sie Einfluss auf dich oder deine Karriere genommen?
Die Zeit hat natürlich auf jeden einen direkten Einfluss genommen. Ich wollte jetzt nicht meinen Verein wechseln aber ich glaube, dass der Transfermarkt gelitten hat. Man merkt in der Zeit, in der man Zuhause sein musste oder sich nicht treffen durfte, was sozialer Kontakt ausmacht. Zum einen Freunde persönlich zu treffen und nicht nur über den PC oder übers Handy. Zum anderen an der frischen Luft zu sein und sich frei bewegen zu können. Ich glaube das sind entscheidende Dinge, die grundsätzlich wichtig für die Meschen sind und vielen Menschen gefehlt haben.
Du stehst schon seit über 10 Jahren zwischen den Pfosten in der Bundesliga. Wenn du deine bisherige Karriere Revue passieren lässt, gibt es einen bestimmten Moment auf dem Platz, an den du dich gerne zurückerinnerst?
Ja klar, es gab schon einige Momente, wo ich meine Ziele erreicht habe – mit Freiburg sind wir nie abgestiegen, dann habe ich das erste Mal mit Freiburg international gespielt und dann auch mit Hoffenheim international spielen dürfen. Das erste Mal in der Vereinsgeschichte in der Euro League und in der Champions League und ich durfte dabei sein. In der Champions League im Tor zu stehen, da ist auch ein Traum in Erfüllung gegangen. Da arbeitest du die ganze Zeit drauf hin, hast das irgendwie im Kopf, möchtest da unbedingt hin und dass es dann hier geklappt hat war natürlich super. Das sind Momente, an die ich mich super gerne erinnere und zurückblicke.
Deine Bilanz der gehaltenen Elfmeter war auffallend gut. Hast du Tipps dafür?
Also für den Amateursport ist es schwierig, weil es von der Statistik schwieriger ist. Wir bekommen Statistiken und Videos, wie die gegnerischen Stürmer oder Schützen anlaufen und das habe ich mir oft angeschaut. Grade vor den jeweiligen Spielen. Grundsätzlich braucht man eine Explosivität im Tor. Wenn einen Stürmer den Torwart lange beobachtet, darfst du dich als Torwart lange nicht rühren und musst dann so schnell wie möglich in die jeweilige Ecke springen. Das ist entscheidend.
„Klar kann man sagen „hier Geld und Tschüss“ aber für mich war es dann irgendwie eine persönliche Angelegenheit und ich wollte gerne auch Teil sein, um Ausflüge oder besondere Kinderwünsche möglich zu machen..“
Wir haben das Thema Brustkrebs- Monat im Oktober aufgegriffen. Du engagierst dich sehr für das Thema Kranke Kinder und gründest deinen eigenen Verein. Warum liegt dir das besonders am Herzen?
Angefangen hat das damit, dass mein Vater 2012 an Krebs verstorben ist. Als ich das über die Jahre hinweg verarbeitet habe, wollte ich auch helfen. Am besten fängt man früh an und deshalb wollte ich Kindern helfen. So habe ich in Heidelberg die Kinderkrebsklinik als Partner gefunden. Die nehmen gerne auch Sachspenden oder auch Erlebnisse und Aktivitäten an. Sowas ist mir dann eher wichtig. Klar kann man sagen „hier Geld und Tschüss“ aber für mich war es dann irgendwie doch persönlicher und ich wollte gerne auch Teil sein, um Ausflüge oder besondere Kinderwünsche möglich zu machen. Wenn du da näher dran bist und auf einmal siehst, wie die Kinder ihre Krankheit vergessen und die Eltern ihre Kinder glücklich sehen, das ist so viel wert. Ich hatte die Situation einmal, dass sich ein Kind eine Nintendo Switch gewünscht hat. Ich habe dann noch Mario Kart und ein paar Black Cards dazu genommen und habe es persönlich überreicht und dieser Moment, in dem er einfach alles vergessen hat, das war sehr schön. Darum geht es dann auch. Klar hilft Geld, aber ich finde das persönliche Erlebnis sehr viel wichtiger sind. Das gibt mir sehr viel zurück. Das ist es worum es im Leben geht. Wir Fußballer sind immer in einer Blase und in einer eigenen Welt aber die echte Welt ist einfach „da draußen“ und da muss man einfach beides sehen.
Wir sind beeindruckt für was du dich einsetzt. Manchmal ist Fußball nicht das wichtigste was es auf der Welt gibt! In diesem Sinne bleib gesund und fit und bis bald.
Danke, bis bald!