Lukas Hradecky
Lockerer Elfmeterkiller
Fünf Elfmeter hatte Lukas Hradecky in der DFB-Pokalsaison 2016/2017 für Eintracht Frankfurt pariert – und nach einem davon in der Nachspielzeit gesagt: „Ich wollte einfach pünktlich nach Hause.“
Doch dass Hradecky so cool antworten konnte, dahinter steckt viel harte Arbeit. Die gegnerischen Schützen studiert er im Vorfeld, dann guckt er sie aus – und eine Portion Glück gehört auch dazu. Knapp jeden dritten Strafstoß wehrte er in seiner Karriere ab, meist dann, wenn es darauf ankam: Sei es, um Frankfurt vor dem Abstieg zu bewahren, um sie ins Pokalfinale zu bringen oder um Bayer Leverkusen die Chance auf die Champions League zu wahren.
Fast fünf Jahre musste er auf seine Chance als Stammtorhüter warten, nachdem er mit 17 Jahren seine Profikarriere in Finnland startete. Doch die Geduld zahlte sich aus. Mit Brøndby IF erreichte er die Europa League, bevor er nach Frankfurt wechselte. Geträumt habe er immer von der Bundesliga, sagte Hradecky damals, es aber nicht geplant. Sonst wäre er als junger Spieler vielleicht bei Manchester United gelandet, doch das schien ihm zu unsicher.
„Ich bin der Lukas, ich bin ich und ich gehe meinen Weg“
Das sagte er den Medien bei seiner Ankunft in Deutschland und fügte hinzu: „Ich war zu faul zum Laufen, also wurde ich Torhüter.“
Die Erwartungen waren bei seinen Stationen groß: In Frankfurt trat oder schlüpfte der Finne in die großen „Handschuhstapfen“ von Kevin Trapp, bei Bayer 04 Leverkusen in die von Bernd Leno. Doch Hradecky, der in Bratislava geboren wurde und mit einem Jahr nach Finnland zog, weil der Vater Volleyballspieler war und zu einem finnischen Verein wechselte, blieb sich selbst treu und wehrte die Bälle teils artistisch mit seinen langen, schlaksigen Armen und Beinen ab – was ihm in Frankfurt die Herzen der Fans und den Spitznamen Spinne einbrachte.
Eine Anekdote zeigt gut, wie sehr Hradecky immer seinem Team helfen will: So trainierte er nach einer Kiefer-Operation kurzerhand mit einem Lacrosse-Helm, um früher wieder fit zu werden und überhaupt: Wenn ein Spiel ansteht, ist er voll fokussiert und konzentriert.
Das „legendärische“ Finale
Schließlich hat er hohe Ansprüche und will diesen gerecht werden. Das wäre schließlich fast mal schief gegangen: In Frankfurt rief er bei der Ankunft das Ziel Europa aus, wäre dann aber fast abgestiegen – hätte er den Elfmeter gegen Darmstadts Sandro Wagner damals vielleicht nicht gehalten.
Zwei Saisons später füllte er seine Worte dann doch mit Leben: In einem „legendärischen“ Finale half er der Eintracht, den DFB-Pokal zu gewinnen und die Europa League zu erreichen. Doch er wollte den nächsten Schritt machen, zu Leverkusen wechseln und darf sich schon nach der ersten Saison für den Werksclub Champions-League-Torhüter nennen. Und wenn dann die harte Arbeit getan ist und es was zu feiern gibt, ist der finnische Nationaltorhüter am Start.
Für Sprüche wie „Gestern drei Punkte, heute drei Weizen“ lieben ihn die Fans, weil das Sprachtalent bei all dem Trubel dann doch bodenständig und normal rüberkommt – als wäre er einer von ihnen.