Oliver Baumann
Perfektionistischer Spielverderber
Als „der Stabile“ wurde er schon bezeichnet, als „ruhiger Riese“ auch – Oliver Baumann ist kein Lautsprecher, keiner, dessen Spielweise von Spektakel geprägt ist, wie er selbst sagt: „Ich glaube, dass man bei mir weiß, was man von mir bekommt und an mir hat.“
Die TSG Hoffenheim wusste das, als sie ihn zur Saison 2014/2015 in den Kraichgau holte. Schon zwei Jahre später führte Oli sein Team mit den meisten abgewehrten Schüssen aller Bundesliga-Keeper in die Europa League, die Saison darauf gar in die Champions League – sein größter Erfolg.
Trainer Julian Nagelsmann war damals der Ansicht, dass Oli als Keeper für die Nationalmannschaft infrage kommen sollte, weil er sich auf einem hohen Niveau stabilisiert habe und kaum Fehler mache. Das liegt vor allem daran, dass Oli mit innovativen Methoden stets versucht, sich zu verbessern: „Ich kann mich jeden Tag neu motivieren, weil ich einer bin, der nach Perfektion strebt.“
Junger Pokalheld
Schon mit 10 Jahren wechselte er zum SC Freiburg, durchlief alle Jugendmannschaften des Sportclubs und wurde durch die Fußballschule geprägt. Oli trug in der U18 erstmals das DFB-Trikot. Mit den A-Junioren des SC Freiburg holte er den deutschen A-Jugendmeistertitel 2006/2007. In der folgenden Saison wurde er zum Pokalhelden, weil er im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund den entscheidenden Elfmeter hielt. Für Oli war es der zweite Triumph in der Jugend. Das Double verpasste er nur, weil Freiburg als Südmeister im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft am BVB scheiterte.
Über ein Jahr in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga wurde er an den Seniorenbereich herangeführt und debütierte mit 19 Jahren am letzten Spieltag der Saison 2009/2010 in der Bundesliga. Danach blieb er Stammtorwart, durfte mit zur U21-Europameisterschaft und qualifizierte sich mit dem SC Freiburg als Aufsteiger für die Europa League, in der er 2013/2014 dann auch sein Europapokal-Debüt geben durfte. Die Zeit prägte ihn auch, „weil ich wusste, dass speziell in Freiburg der Erfolg viel von der Leistung des Torhüters abhing.“
Ungeliebter Sonderling?
Besonders hervorzuheben ist Olis Stellungsspiel, da er durch seine Positionierung Situationen antizipiert und entschärft, bevor sie gefährlich werden. Spielerisch ist er stark, auf der Linie schwer bezwingbar – und gibt seiner Defensive so den Rückhalt und die Sicherheit, die sie braucht.
Torwart sein ist für ihn eine eigene Sportart. Man sei ein Sonderling, trainiere immer andere Inhalte abseits der großen Gruppe und „versucht das zu verhindern, für das alle ins Stadion kommen: Tore. Du bist halt immer der Spielverderber.“ Oft ist er das dann aber doch nur für die gegnerischen Teams, denn die eigenen Fans sind froh, ihn in ihren Reihen zu haben.
Beim SC Freiburg war er Publikumsliebling, in Hoffenheim ist er als Führungsspieler hoch angesehen. Weil Oli, der sich auch sozial engagiert, eben konstant auf einem hohen Level agiert und lieber gut hält, als groß redet.