Ron-Robert Zieler
Nimmermüder Luftabräumer
In einer Statistik ist Ron in der Bundesliga-Historie unangefochtene Spitze: Niemand hat mehr Partien über die volle Distanz absolviert. Dabei war er gerade einmal 30 Jahre, als er den ehemaligen Bayern-Torwart Sepp Maier im Ranking überholte.
Im Klartext sieht das so aus, dass Ron seit dem 9. April 2011 jedes Bundesligaspiel über 90 Minuten auf dem Platz stand – mit Ausnahme der einen Saison, als er in England spielte. Nur in seiner Premierensaison musste er einmal ausgewechselt werden und verpasste dann zwei Spiele aufgrund einer Schulterverletzung, sonst fehlte er nie.
Vom Sir geadelt
Ron war mit 15 Jahren ein Versprechen an den deutschen Fußball. Nachdem er mit 10 zum 1. FC Köln gewechselt hatte, wurde er dort zum Jugendnationaltorwart ausgebildet. Mit 16 wechselte er dann zu Manchester United, nachdem ihn Trainer-Legende Alex Ferguson persönlich überzeugt hatte und ihm eine „außergewöhnliche Qualität“ attestiert hatte.
Zu einem Profieinsatz reichte es zwar nicht, doch Ron spielte für die Reserve und wurde zu Northampton Town ausgeliehen. Die Zeit in England prägte ihn und als er mit 21 Jahren als U19-Europameister nach Deutschland zurückkehrte, wurde er auf Anhieb zur Rückrunde Stammtorwart bei Hannover 96 und gab diesen Platz nicht mehr her.
Ron gilt als sicherer, kompletter Torwart, der gut im Rauslaufen ist, eine kluge Spieleröffnung mitbringt und eine starke Strafraumbeherrschung hat. In der Saison 2018/2019 des VfB Stuttgart verlor er keinen einzigen Luft-Zweikampf – eine beeindruckende Quote.
Der Doktortitel für Fußballer
In der U16 spielte er erstmals für den DFB, war bei der U17- und der U19-Europameisterschaft dabei, gewann bei letzterer als Stammtorwart sogar 2008 den Titel, auch bei der U20-Weltmeisterschaft stand er im Tor. Bei der U21 spielte er nicht – schließlich debütierte er schon mit 22 Jahren für die A-Nationalmannschaft und war 2012 bei der EM und 2014 bei der WM als Ersatz dabei, sodass sich Ron Weltmeister nennen darf, worüber er sagt: „Was für einen Arzt ein Doktortitel ist, ist für einen Fußballer ein Weltmeistertitel.“
Rons ungewöhnlicher Weg führte ihn in quasi alle wichtigen Wettbewerbe, es gibt kaum etwas, das er nicht erlebt hat. Nach Hannovers Abstieg 2016 wechselte er zum damaligen englischen Meister Leicester City und spielte Champions League, zuvor stand er schon für Hannover 96 in der Europa League zwischen den Pfosten.
„Mehr Talent. Mehr Ehrgeiz. Mehr Disziplin. Mehr von allem“, habe sein Sohn gehabt, sagte Vater Raimunt, der selbst Profi war, einst über Ron-Robert. Und er sollte Recht behalten – wie auch Alex Ferguson, der schon damals erkannte, dass der 16-jährige Kölner Profifußballer werden dürfte.