Tief durchatmen
von Stephanie Labbé
16. Oktober 2019
Das Erfolgsrezept von Stephanie Labbé besteht aus Ehrgeiz und positivem Denken. Ihre Persönlichkeit ist geprägt von ihrer inneren Ruhe. Ihre Leistung basiert auf ihrer akribischen Konstanz. Ihre Philosophie, um auf und neben dem Platz die besten Ergebnisse zu liefern: Tief durchatmen.
7:20 Uhr
Mein Wecker klingelt. Es ist nicht die typische Feuerwehrsirene, die viele Apple-User haben. Ich bevorzuge es, nicht mit einer erhöhten Herzfrequenz und gestresst aufzuwachen. Ich drehe mich ruhig um, drücke auf Stopp und öffne meine Augen in Richtung meines Hundes Rio, der (wie ein Engel) auf dem Boden in seinem Bett schläft. Rio ist fast drei Jahre alt und die perfekte Mischung aus französischer Bulldogge, Boston Terrier und Zwergspitz.
Meine Lippen formen ein leichtes Lächeln, wenn ich ihn so ruhig schlafen sehe. Er wacht auf, springt auf das Bett und das morgendliche Kuscheln und Küssen beginnt: einer meiner Lieblingsmomente des Tages. Mein Verstand ist klar und es gibt nur mich und meinen Hund. Ein paar Minuten später springt er vom Bett, setzt sich an meine Tür und schaut mich an. Okay, okay, okay. Es ist Zeit zum Aufstehen.
7:45 Uhr
Ich dehne mich voll aus und setze mich mit ein paar Schmerzen und Wehwehchen auf. Es ist selten, dass ich ohne etwas Spannung und Verkrampfung aufwache. Die Jahre des Trainings und des Spielens auf hohem Niveau belasten den Körper. Das spüre ich jeden Morgen auf ein Neues. Meine Beine schwingen vom Bett und es ist Zeit, den Tag zu beginnen. Das Wichtigste zuerst: Kaffee kochen. Während des Brühens mache ich etwas zum Frühstück. Normalerweise etwas Haferflocken oder Müsli und Joghurt, garniert mit frischen Beeren. Wenn ich in der Nacht zuvor gut drauf bin, habe ich schon ein paar Haferflocken vorbereitet. Ich nehme meinen ersten Schluck Kaffee und spüre die Ruhe.
8:00 Uhr
Während ich meinen Kaffee trinke nehme ich mir Zeit, um Nachrichten zu lesen oder zu schauen, um meine Freundin anzurufen oder ihr zu schreiben, wo auf der Welt sie im Moment ist und ob sie auch schon wach ist, und mache den unvermeidlichen Schnelldurchlauf durch die sozialen Medien. Es ist Zeit, Rio für seinen Morgenspaziergang mitzunehmen. Ich öffne die Tür und seine sofortige Begeisterung ist ansteckend. Mit frischer Luft, der Wärme der Sonne und Rios Schwanzwedeln befinden wir uns beide in purer Zufriedenheit. Die Stille und die Reinheit dieser Morgenmomente sind es, die mich den ganzen Tag über auf dem Boden halten.
8:20 Uhr
Zwanzig Minuten später und wir sind wieder drinnen. Jemand muss zur Arbeit gehen. Ich nehme noch ein paar Schlucke Kaffee, wenn es noch welche gibt, ziehe mich um, putze meine Zähne und packe mein Zeug zusammen. Bevor ich aus der Tür gehe, habe ich meine üblichen Worte an Rio: „Mach dir keine Sorgen, kleiner Mann, es wird nicht lange dauern, nur Training, dann bin ich zurück, bevor du es merkst“. Ich weiß, dass er definitiv jedes Wort versteht, das ich sage ;) Ich fahre sechs Minuten zum Training und gehe in die Umkleide.
8:45 Uhr
Ich ziehe meine Trainingsklamotten an, gehe dann in den Trainerraum und schnappe mir ein Wärmepaket. Es geht entweder auf meinen unteren Rücken, auf die Hüften oder auf die Schultern – was auch immer sich danach anfühlt, dass es die meiste Aufmerksamkeit braucht. Ich fühle die wohltuende Wärme der einsetzenden Hitze, plaudere mit anderen Mädels im Raum und beginne, mich mental auf die bevorstehende Einheit vorzubereiten. Nach zehn Minuten gehe ich in den Aufwärmraum und beginne meine Aktivierung auf Schaumstoffrollen und mit Dehnübungen. Während ich meinen Körper besser auf die Arbeit mit hoher Intensität vorbereite, beginnt sich mein Geist zu konzentrieren, sich einzustellen.
9:20 Uhr
Ich bin körperlich bereit und mental vorbereitet. Ich schnüre meine Schuhe, nehme meine Handschuhe und gehe mit dem Rest der Mädels auf den Platz. Auf dem Feld setzen wir setzen unsere Aktivierung mit intensiveren Übungen, Fitnessbändern und leichtem Joggen fort. Der Coach versammelt das Team und gibt einen Überblick über die bevorstehende Trainingseinheit. Wir machen eine Pause. Als ich mit den anderen Torhüterinnen zum Tor gehe, lächle ich. Ich ziehe meine Handschuhe an, rechts vor links, immer. Als ich den Riemen an der rechten Hand greife, schaue ich auf ihn herab. „Tief durchatmen“, steht da. Ich nehme ein paar kontrollierte tiefe Atemzüge, lächelnd bei jedem Ausatmen, und ich weiß, dass ich bereit bin.
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Das ist mein Lieblingsort. Das ist meine Zuhause. Hier bin ich frei, und mein Atem wird mich immer wieder an diesen Punkt zurückbringen, zu meinen Füßen auf dem Boden, zu dem Lächeln auf meinen Lippen, zu dem Schlagen in meiner Brust, zu diesem perfekten Moment…
Stephanie Labbé ist Torhüterin der kanadischen Frauen-Fußballnationalmannschaft. Fußball ist ihre Leidenschaft, seit sie zum ersten Mal einen Ball geschossen hat. Lerne mehr uhlsquad Keeper kennen.