Fußball für alle vom Schulhof bis ins Stadion

09:30 Uhr irgendwo in Deutschland auf dem Schulhof einer Grundschule. In der großen Pause werden zwei Teams für das anstehende Fußballspiel gebildet. Zwei Personen wählen abwechselnd die Mitspieler*innen für ihr jeweiliges Team aus.

Am Ende sind alle Schüler*innen, die sich zur Auswahl positioniert haben, auf die beiden Teams aufgeteilt. Das Spiel beginnt bis der Gong die Pause beendet. Jetzt zwei Stunden Mathe und dann folgt die zweite Halbzeit. So weit die Szene – so “normal”. Oder nicht? Einschließlich der Tatsache, dass am Spielfeldrand noch einige Kinder stehen, die auch gerne mitgespielt hätten, aber gar nicht davon ausgehen, dass das möglich wäre oder sie in den Teams erwünscht wären.

Egal ob auf dem Schulhof, am Sportplatz im Dorf oder im riesigen Stadion in der Großstadt: Der Fußball ist für alle da! Fußballfans finden sich in allen sozialen Schichten, unter Menschen unterschiedlichster Fähigkeiten, Geschlechter, sexueller Orientierungen, Religionen und Herkunft. Aktuelle Studien schätzen die Anzahl der Fußballanhänger*innen in Deutschland auf über 24 Millionen. Jedoch gibt es in Fußballstadien und Vereinen nach wie vor zahlreiche Barrieren, die es für viele Menschen schwierig bis unmöglich machen, vollwertiger Teil der Fanszene, des Vereinslebens oder auch des Berufsfelds Fußballs sein zu können. Und es gibt eine Initiative, die das ändern will.

Beispiele für Barrieren im Fußball

  • isolierte Bereiche für Fans mit Behinderung im Stadion, die es beispielsweise Fans im Rollstuhl erschweren, ein Spiel gemeinsam mit ihrer Familie oder ihrem Fanclub zu verfolgen
  • Vereinswebseiten, Fanblogs oder -Videokanäle, die für gehörlose, seh- bzw. lernbehinderte oder auch ältere Fans nicht zugänglich sind
  • Ticketpreise oder –Verfügbarkeiten, die sozial benachteiligten Fans und/oder Familien sowie Kindern und Jugendlichen den Stadionbesuch erschweren
  • Jahreshauptversammlungen, Auswärtsfahrten, Feiern oder sonstigen Angeboten von Fandachverbänden oder Vereinen, die nicht barrierefrei sind
  • sexualisierte Übergriffe oder Diskriminierung im Stadion
  • mangelnde Kenntnisse bei Ordnerdiensten oder Polizei zum Umgang mit vielfältigen Zielgruppen
  • nicht-barrierefreie Vereinsgeschäftsstellen
  • ein Mangel an Präventionsprogrammen zu psychischen Erkrankungen für Spieler*innen oder Angestellte
  • mangelnde Vielfalt in der Zusammensetzung von Abteilungen, Geschäftsstellen und Gremien

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

KickIn! – anders ist normal!

Und genau hier setzen wir an. KickIn! ist eine deutschlandweit einmalige Beratungsstelle für Inklusion, die sich für Vielfalt im deutschen Fußball einsetzt. Wir unterstützen Fans, Vereine und Verbände dabei, Barrieren abzubauen und Fanszenen, das Vereinsleben und das Stadionerlebnis so zu gestalten, dass alle auch wirklich aktiv teilhaben können. Unabhängig von Fähigkeiten, Alter, Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder Einkommen.Gemeinsam mit Netzwerkpartner*innen und Expert*innenorganisationen veranstaltet KickIn! deshalb Qualifizierungen und Workshops für verschiedene Zielgruppen und berät Verbände, Vereine, Stadionbetreibende sowie Fans individuell vor Ort bei der nachhaltigen Verbesserung oder Neugestaltung ihrer Strukturen und Angebote.

Vieles wird aber auch schon getan – zahlreiche Vereine und Fangruppen haben bereits begonnen, sich verstärkt für Inklusion zu engagieren. KickIn! bündelt diese Erfahrungen, stellt Leuchtturmprojekte vor und unterstützt alle interessierten Akteur*innen dabei, ihr Wissen zu verbreiten und zu erweitern.

Wir geben mit SprachKick und SprachKick4You(th) Erwachsenen und Jugendlichen gemeinsam mit dem DFB und DFL eine praktische Hilfe für diskriminierungssensible Sprache im Fußball an die Hand. In unserem Steilpass-Projekt geht es darum, gemeinsam mit dem FC St. Pauli, dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg Diversität & Inklusion zugunsten derjenigen weiterzuentwickeln, die im Fußball eine berufliche Zukunft finden wollen. Wir bringen mit FlipKick in Kooperation mit dem Dachverband Deutscher DEAF-Fanclubs e.V. (DDDF) Gebärdensprache zur UEFA EURO 2024 und sensibilisieren dabei hörende Fans für die Kultur gehörloser Fans.

Aber Inklusion – was ist das eigentlich?

Inklusion und Diversität haben Konjunktur. Nicht wenige bezeichnen die Begriffe als Modeworte. Tatsächlich ist Inklusion im deutschsprachigen Raum innerhalb der letzten zehn Jahre insbesondere mit der Konvention der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderung bekannt geworden. Seither wird Inklusion hierzulande im allgemeinen Sprachgebrauch vor allem als Frage der Behindertenhilfe diskutiert und größtenteils mit Herausforderungen statt Chancen verbunden.

Tatsächlich beinhaltet Inklusion aber mehr als das: Inklusion beschreibt ein Konzept menschlichen Zusammenlebens, in der jede*r ganz selbstverständlich dazugehört. In einer inklusiven Gesellschaft werden die unterschiedlichen Begabungen der Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung, Religion oder Behinderung, als Stärke gesehen.

Anders gesagt: Diversität, also soziale Vielfalt ist das Ziel – und Inklusion ist der Weg dahin.

Inklusion fordert dabei – anders als Integration – nicht in erster Linie die Anpassung der Menschen, die „anders“ sind, sondern vor allem die Anpassung der sozialen Umwelt an die Menschen. Wir bei KickIn! arbeiten täglich dafür, dass der Fußball am Ende offen und zugänglich für alle ist, egal ob auf dem Schulhof oder ausverkauften Stadion. Damit der Fußball zum Tor für Vielfalt wird!

Mehr Infos zur Arbeit von KickIn! findet ihr unter www.inklusion-fussball.de.