Trainingsoptimierung für Torhüter
Trainings-optimierung für Torhüter
20. November 2019
Michael Rechner ist Torwarttrainer der TSG 1899 Hoffenheim und Gründer von Goalkeeping Development, einem umfangreichen Trainingsprogramm für moderne Torhüter. Im zweiten Teil unseres Interviews erzählt er, wie Oli Baumann auf neue Trainingsmethoden reagiert, welche Rolle Daten für das moderne Torwarttraining spielen und wie Goalkeeping Development Nachwuchskeeper fördert.
Die Wahl Handschuhe ist essenziell für die Leistung eines Keepers. Seit wann vertraust Du auf uhlsport und wie bist Du dazu gekommen?
Ich selbst arbeite schon sehr lange mit uhlsport zusammen. Auch in meiner aktiven Zeit als Torwart bin ich aufgrund der hervorragenden Qualität bei uhlsport gelandet.
Der ursprüngliche Kontakt kam über Andreas Geser zu Stande, den ich schon viele Jahre kenne und mit dem ich heute sehr vertrauensvoll und eng zusammenarbeite. Für mich ist es auch heute noch ein cooles Gefühl einen neuen Handschuh zu tragen, den Geruch des Haftschaums wahrzunehmen, den Ball in die Hand zu nehmen und dann den Grip zu spüren. Für einen Außenstehenden ist das wahrscheinlich schwer nachzuvollziehen, aber als Torwart bzw. als Torwarttrainer weiß denke ich jeder, wovon ich spreche.
Wie reagiert Oli Baumann, wenn du mit einer neuen Trainingsmethode ins Training kommst?
Oli ist generell sehr offen, was neue Trainingsformen, Übungen oder Methoden betrifft. Gerade diese Offenheit, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich selbst viele Gedanken zu machen, ist seine große Stärke und vermutlich mit ein Grund dafür, warum er so erfolgreich ist. Seit über zehn Jahren spielt Oli Baumann in der Bundesliga, ist ununterbrochen die Nummer 1 und hat über 300 Bundesligaspiele auf diesem Niveau gemacht! Dazuzulernen und sich weiterentwickeln zu wollen, sind extrem wichtige Voraussetzungen, die Oli Baumann alle mit sich bringt.
„Im Bereich der Leistungsmessung im Training arbeiten wir mit Daten wie beispielsweise gelaufene Meter, Geschwindigkeiten auf dem Platz oder Aktionen nach rechts oder nach links – Fallen, Abdruck, Tauchen.“
Im Profi-Bereich verarbeitet Ihr auch diverse Leistungsdaten im Torwarttraining. Welche torwartspezifischen Daten lassen sich inzwischen messen und welche davon sind auch sinnvoll ins Training zu integrieren, um die Leistung zu verbessern?
Hinsichtlich der Leistungsmessung gibt es verschiedene Bereiche, wie das Training, das Spiel, oder die Leistungsdiagnostik. In erster Linie arbeite ich mit der Goalkeeping Development Software, d.h. alle Daten zur Trainings- und Spieldokumentation werden dort hinterlegt und statistisch ausgewertet, wie beispielsweise Trainingszeiten, Trainingsinhalte, Spiele, Gegentore und Spielbewertungen.
Im Bereich der Leistungsmessung im Training arbeiten wir mit Catapult als externem Anbieter zusammen. Hier werden Daten wie beispielsweise gelaufene Meter, Geschwindigkeiten auf dem Platz oder Aktionen nach rechts oder nach links – Fallen, Abdruck, Tauchen – erhoben. Zudem werden die einzelnen Aktionen nach unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterschieden, wie beispielswese high, medium und low intensity, sodass ermittelt werden kann, wie schnell sich ein Torwart abdrückt, wie schnell er abtaucht und wie schnell er wieder aufsteht. Auch was die Belastungssteuerung betrifft, sind das hilfreiche Daten, die in jedem Training erhoben werden.
„Es gibt definitiv einen Austausch unter den Torwarttrainern. Mit vielen anderen Kollegen aus der Bundesliga stehe ich in regelmäßigem und intensivem Kontakt.“
Zusätzlich ist es so, dass die DFL standardisiert in der Bundesliga von jedem Spiel Daten erhebt. Hierzu erstellt die DFL zusammen mit verschiedenen Partnern Auswertungen, wie beispielsweise Statistiken zu gehaltenen Bällen, Passquoten oder der Anzahl der abgefangenen Flanken. All dieses sind interessante Parameter, die wir in unsere Analysen mit einbeziehen.
Das Torwarttraining sieht in jedem Verein anders aus, besteht aus mehr oder weniger innovativen Inhalten. Gibt es innerhalb der Torwarttrainer-Szene ein Netzwerk, in dem man sich regelmäßig austauscht?
Ja, es gibt definitiv einen Austausch unter den Torwarttrainern. Erst vor Kurzem gab es eine DFB-Bundesliga-Torwarttrainertagung auf Initiative von Marc Ziegler, dem DFB Torwartkoordinator. Bei dieser Veranstaltung konnten sich Torwarttrainer an zwei Tagen intensiv untereinander austauschen.
Darüber hinaus pflege ich intensiveren Kontakt zu einzelnen Kollegen. Mit meinem früheren Torwarttrainer in Hoffenheim aus der U23, Steffen Krebs, der inzwischen bei Borussia Mönchengladbach Torwarttrainer ist, bin ich eng befreundet. Doch auch mit vielen anderen Kollegen aus der Bundesliga, die ich teilweise auch schon viele Jahre kenne, stehe ich in regelmäßigem und intensivem Austausch, wie beispielsweise mit Simon Henzler (FC Schalke 04), David Thiel (Bayer 04 Leverkusen) oder Frederik Gößling (RB Leipzig), um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Mit Goalkeeping Development veranstaltet Ihr regelmäßig Trainingsangebote für Torhüter. Wie sieht Euer Angebot aus und wie vermittelt Ihr den Nachwuchskeepern das moderne Torwartspiel?
In unserer Keeper Academy geht es nicht hauptsächlich um die Vermittlung des modernen Torwartspiels, sondern in erster Linie darum, dass die Kinder viel Spaß und Freude am Torwartspiel haben. Wir vermitteln zunächst die Grundlagen, wie beispielsweise die Fang- oder Falltechnik, und integrieren das moderne Spielverständnis in unser Torwarttraining.
Die Angebote unserer Keeper Academy sind extrem vielfältig. Wir bieten ein regelmäßiges, wöchentliches Training, Individualtraining, das auf den Einzelnen zugeschnitten wird, Torwarttage, an denen an einem Tag mehrere Trainingseinheiten absolviert werden, und mehrtägige Torwart- und Elite-Camps für eine spezielle Förderung an. Somit haben wir insgesamt ein sehr breites Angebot, sowohl für jeden Alters-, als auch für jeden Leistungsbereich.
Zusätzlich verfügen wir über einen großen Pool an Trainern, die für uns tätig sind. Diese Trainer haben wir selbst ausgewählt, da sie eine sehr hohe Qualifikation mit sich bringen. Zudem bilden wir unsere Trainer selbst mehrmals jährlich weiter, um auch hinsichtlich der Qualifizierung der Trainer weiterhin einen hohen Standard bieten zu können.
In Teil eins des Interviews verrät Michael, woher er die Inspiration für sein Torwarttraining nimmt, was es allgemein mit Goalkeeping Development auf sich hat und welchen Einfluss die Wahl des Handschuhs auf die eigene Performance haben kann.