Daniel Heuer Fernandes
Hartnäckiger Pottjunge
Von der Regionalliga bis in die Bundesliga: Daniel Heuer Fernandes hat in allen deutschen Top-Ligen gespielt – und sich beharrlich bis ganz nach oben gearbeitet.
Es war der 16. Mai 2009, als „Ferro“ etwas gelang, das vielen seiner Torhüterkollegen vorbehalten bleiben wird: Er schoss für den VfL Bochum ein Tor in der B-Junioren-Bundesliga. In der Nachspielzeit traf er zum 4:3-Siegtreffer gegen die Sportfreunde Troisdorf. „Das war ein klassischer Abstauber, nichts Besonderes. Hauptsache drin halt“, sagt der Deutsch-Portugiese, der bis zur D-Jugend Stürmer war, dem eigentlich aber Tore verhindern viel mehr Spaß bereitet.
„Das war der Zeitpunkt, als ich gemerkt habe, jetzt will ich es auch.“
Die B-Junioren des VfL Bochum stiegen am Ende ab, Daniel kam als Ersatzkeeper nur auf acht Einsätze, davon mehrfach auf dem Feld. Auch im ersten A-Junioren-Jahr durfte er nur drei Mal im Tor ran, dann entschied er sich, zur U19 von Borussia Dortmund zu wechseln. Ab dem 11. Spieltag war er die Nummer eins. „Das war der richtige Entschluss und hat mir unheimlich gutgetan“, blickt der gebürtige Bochumer zurück. Beim BVB machte er die Erfahrung, wie es als Profi sein könnte – wegweisend für seine weitere Karriere: „Das war der Zeitpunkt, als ich gemerkt habe, jetzt will ich es auch.“
Doch weil die Borussia schon einen Torwart für die zweite Mannschaft hatte, wechselte er zurück nach Bochum, spielte dort mit den Amateuren Regionalliga und arbeitete sich danach hartnäckig und beharrlich peu à peu nach oben: Dritte Liga mit dem VfL Osnabrück, Zweite Liga mit dem SC Paderborn, Bundesliga mit dem SV Darmstadt 98. „Im Nachhinein ist es für mich von großem Vorteil gewesen, dass ich alles mitgemacht habe. Ich kenne alle Ligen und ich habe die Demut, dass ich weiß, wie schwer es ist und umso glücklicher bin ich, da zu sein, wo ich bin.“
Schon in seiner Zeit als Regionalliga-Keeper beim VfL Bochum II wurde der portugiesische Verband auf ihn aufmerksam. Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Portugiese, Daniel hat beide Pässe und machte sechs U21-Länderspiele. 2015 war der damalige Osnabrück-Torwart der einzige bei der U21-Europameisterschaft, der Dritte Liga spielte. Portugal besiegte Deutschland im EM-Halbfinale 5:0, erst im Elfmeterschießen musste sich das Team im Endspiel Schweden geschlagen geben. Auch wenn Daniel nicht zum Einsatz kam, war es „eine riesen Sache, dass wir mit Portugal ins Finale gekommen sind.“
Pott & Portugal
Das portugiesische Blut sorgt dafür, dass er abseits des Platzes ein sehr entspannter Typ ist, der viel und gerne mit der Familie unternimmt. Seine Heimat ist der Pott, er liebt die Mentalität und die Currywurst, vor allem zuhause in Bochum. Und wer die Menschen im Ruhrgebiet kennt, weiß, dass sie immer einen Spruch auf den Lippen haben – genau wie bei Ferro die gute Laune nie zu kurz kommen darf: „Ich kann einstecken, austeilen, das macht mir alles Spaß.“
So nahm er es auch mit Humor, als ihn zu Darmstadt-Zeiten ein Teamkollege bei einem Quizduell beim Fanclubabend anrufen wollte. Gesucht war ein umgangssprachliches, portugiesisches Wort für Torwartfehler. Daniel hörte das Handy nicht, hätte die Antwort aber gewusst: „Frango. Zu Deutsch: Hähnchen. Das kannte ich natürlich.“
Mit Sprungkraft und Charakterstärke
Er selbst macht nicht viele Fehler. Falls doch, hakt er sie schnell ab: „Ich schaue nach jedem Spiel alle Szenen an – egal ob positive oder negative. Daraus kann ich nur lernen. Aber es ist nicht so, dass ich über einen Fehler lange grübeln würde.“
Auf dem Feld ist Daniel immer fokussiert, seine Reflexe und die Sprungkraft sind die großen Stärken. Dass er mit 1,88 Metern körperlich nicht der größte Torwart ist, gleicht er mit Timing und einem guten Stellungsspiel aus. Durch seine Fähigkeiten wurde er in Darmstadt nach dem Bundesliga-Abstieg zu einem der besten Keeper der Zweiten Liga. Das blieb auch dem Hamburger SV nicht verborgen, der sich zur Saison 2019/2020 auf „einen positiven und charakterstarken Typen mit großen Torhüterqualitäten“ freute, wie Sportvorstand Jonas Boldt damals mitteilte.
Ferros Ziel ist klar: Er will in die Bundesliga. Denn als Kind beim VfB Langendreerholz und SV Langendreer 04 träumte er immer von der ersten Liga. Als er dann in Darmstadt selbst im Oberhaus ran durfte, verriet er nach einigen Spieltagen, wie besonders das für ihn sei: „Ich habe bei jedem Spiel Gänsehaut.“
28. Januar 2020